Der sechste Tag begann wieder mit dem Verschlafen zweier des Nachts angelaufener Häfen: Øksfjord (laut Plan 2:00 bis 2:15) und Hammerfest (5:15 bis 6:00). Heute sollten wir den nördlichsten Punkt der Reise kurz vor Mehamn erreichen, denn wir fuhren nicht um das Nordkap herum, sondern nahmen den Standardweg der Hurtigrutenschiffe südlich der Insel Magerøy, auf der das Nordkap liegt (von wegen nördlichster Punkt des europäischen Festlands).
Karte © Kartverket lizensiert unter Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0), Original bei norgeskart.no
Nach dem Frühstück liefen wir mit mehr als einer halben Stunde Verspätung Havøysund an. Zuvor hatten wir etwas unruhige See:
In diesem Wetter begegneten wir gegen 8:45 kurz vor dem Erreichen von Havøysund – im Breisund zwischen den Inseln Havøya und Hjelmsøya – der MS Spitsbergen, die sich durch die Wellen kämpfte:
Auf dem Weg nach Havøysund fuhren wir an der schneebedeckten Insel Rolvsøy mit ihren rund 300 m hohen, flachen Bergen vorbei durch den Rolvsøysund und durch den Breisund mit der ebenso flachen Insel Hjelmsøy, über der sich die Wolken in den blauen Himmel türmten.
Nach einer verkürzten Liegezeit legten wir gegen 9:35 in Havøysund ab und fuhren kurz darauf durch den Måsøysund in Richtung Magerøya, jener Insel, auf der das berühmte Nordkap (71° 10′ 21″ N) liegt. Der englische Seefahrer Steven Borough, Kapitän der Edward Bonaventure, segelte dort 1553 vorbei, um die Nordostpassage nach China zu finden. In der Annahme, es handle sich um Festland, nannte er den 300 Meter aus dem Meer emporragenden Fels Nordkap.
Wir hatten jedoch keine Gelegenheit, das Nordkap zu besichtigen, da wegen des starken Schneefalls Honningsvåg, der Startpunkt für die Ausflüge zum Nordkap, komplett vom Umland abgeschnitten war und deswegen auch keine Busse zum Nordkap fahren konnten. Dafür hatten wir bei der Fahrt durch den Magerøysund bestes Wetter mit blauem Himmel und weißen Wolken, jedoch starkem Wind, der den Schnee von den Bergen blies.
Am südlichen Ende des Sunds verbindet seit 1999 der Nordkaptunnel die Insel Magerøy mit dem Festland. Der Tunnel ist 6875 Meter lang und hat eine maximale Tiefe von 212 Metern unter dem Meeresspiegel. Die Samen fahren ihre Rentiere, die im Sommer auf der flechtenreichen Insel weiden, am Sommeranfang mit Lastwagen durch den Tunnel, während die gestärkten Tiere im Herbst die rund 1800 Meter durch den Sund schwimmend zurücklegen.
Vom Ende des Magerøysunds bis Honningsvåg, dem nächsten Hafen, ist es nicht mehr weit. Hier legten wir rund eine Viertelstunde später an als geplant, hatten aber mehr als drei Stunden Aufenthalt, den wir zu einem Spaziergang durch das vollkommen verschneite Städtchen nutzten. 1944 wurde Honningsvåg beim Rückzug der deutschen Wehrmacht im Rahmen der Politik der verbrannten Erde bis auf die Kirche und die Grabkapelle vollständig zerstört.
Im kleinen Ort Kjøllefjord dauerte der Aufenthalt planmäßig nur 15 Minuten, gerade genug Zeit, um schnell von Bord zu gehen, durch den hohen Schnee zu stapfen und ein paar Fotos zu machen. Auch Kjøllefjord wurde 1944 von der deutschen Wehrmacht bis auf vier Häuser niedergebrannt.
Gegen Viertel nach fünf legten wir dort wieder ab und fuhren zurück durch den Kjøllefjord. An seinem westlichen Ende liegt vor der Halbinsel Nordkyn die Finnkirke oder Finnkjerka, eine vom Wetter erodierte Felsformation, deren Erscheinungsbild einer Kirche ähnelt.
Weiter ging die Fahrt nach Norden, und wir umrundeten auf dem Weg nach Mehamn den tatsächlich nördlichsten Punkt des europäischen Festlands, den Kinnarodden (71° 7′ 59″ N). Davon und von den Stopps in den Häfen Mehamn (19:15 bis 19:30) und Berlevåg (22:00 bis 22:15) habe ich leider keine Fotos mehr gemacht.
Das Abendessen stand unter dem Motto Das Ende der Welt: „Das Nordkap ist der nördlichste Punkt Europas und galt lange als das Ende der Welt. An diesem Abend haben wir Leckerbissen vom Land und aus dem Meer rund um das Nordkap für Sie zusammengestellt. Eine der zahlreichen Höhepunkte ist das Finnbiff, ein beliebtes Gericht aus Finnmark mit Rentier-Steakstreifen.“
Weiß und blau. Himmel, wie schön!
Wirklich schön, das weiße, das hell-blaue und das dunkel-dunkel-blaue, aber wurde euch nicht schlecht?
Nein, ganz und gar nicht, wir hatten die ganze Reise keine Probleme mit Seekrankheit.
PS: Und, waren es die besten Garnelen?
Ich esse ja nichts aus dem Meer, aber M. fand die Garnelen gut, aber nicht die besten, die sie jemals aß.
Schönen Dank auch für die hohen Wellen und Schnee auf den Aussengängen, muss ja nicht sein.
Ich dachte, Hurtigruten ist was für alte Leutchen. Aber ich habe mich richtig in deine Bilder verguckt. Da will ich auch mal hin. Ist’s sehr teuer?
Es fahren in der Tat mehr ältere Leute, aber eben bei weitem nicht ausschließlich. Die Reise ist nicht günstig, aber auch nicht unbezahlbar. Der Preis hängt davon ab, zu welcher Zeit du fährst (Winter ist billiger), welches Schiff du wählst, welche Kabinenklasse du nimmst, ob du Voll- oder Halbpension buchst. Und ob du volle 12 Tage fährst (Bergen-Kirkenes-Bergen) oder nur die halbe Strecke (Bergen-Kirkenes). Es gibt immer wieder preisgünstigere Angebote: siehe https://www.hurtigruten.de/angebote/
Atemberaubend schön. Ich fürchte nur, dass das Geliebte Eheweib sich nicht zu dieser Reise überreden läßt.
Wegen der Kälte? Wegen auf dem Schiff sein?
Ja und ja. Ich hab ihr die Videos gezeigt, und allein davon ist ihr schon fast schlecht geworden. Schade…
Das war aber noch kein wirklich übler Seegang. Und solange das Schiff nicht rollt, d.h. nur in Längsrichtung auf- und abgeht, ist’s auszuhalten. Außerdem gibt’s Mittel gegen Reisekrankheit (M. wirft auch immer die ersten beiden Tage prophylaktisch welche ein).
*Mir* brauchst Du das nicht zu erzählen… Menschen sind verschieden.