Mit den digitalen Diensten in Deutschland ist es ja bekanntermaßen nicht wirklich gut bestellt. Zwar haben wir seit Jahren den neuen Personalausweis (nPA), der tatsächlich eine sichere Online-Identifizierung erlaubt, allerdings wird er bis heute von den Bürgern nicht angenommen. Kein Wunder, dass in diesem Land der Abergläubigen (Impfgegner, Homöopathieanhänger, Anhänger von Verschwörungstheorien, Stromtrassengegner, Technikfeinde ganz allgemein) viele die Identifizierungs-Funktion eID des nPA gleich bei der Beantragung sperren lassen. Ein Smartphone, Strom und digitale Bürgerdienste wollen die meisten von ihnen aber trotzdem.
Digitale Identifizierung in Deutschland – Pustekuchen
Und so muß man nach wie vor zur nächsten Postfiliale laufen, um ein PostIdent-Verfahren zu durchlaufen, wenn man ein neues Bankkonto eröffnen will, weil es keine Bank gibt, die die sichere Online-Identifizierung mittels nPA ermöglicht, weil es kaum potentielle Kunden gibt, die sich damit identifizieren lassen können.
Sieht man sich die Liste der Behörden an, bei denen man sich online mit dem nPA identifizieren kann, so findet man nicht viele, nämlich gerade mal etwas mehr als 50 Diensteanbieter – das ist erbärmlich wenig. Und ich habe den Eindruck, dass die Liste der Akzeptanzstellen im Laufe der Jahre eher kürzer geworden ist. Wahrlich ein Trauerspiel, wie so viele Digitalprojekte, die in diesem Land nicht vom Fleck kommen.
Digitale Identifizierung europaweit?
Umso mehr war ich erstaunt, als mir Ende 2018 die niederländische Sozialversicherung – ich habe sechs Jahre in den Niederlanden gearbeitet – mitteilte, dass ich mich mit dem nPA nunmehr auch auf „Mijn SVB“ identifizieren und anmelden könne.

Freilich kam diese Mitteilung verfrüht, es dauerte noch bis April 2019, bis die Technik im Rahmen der europäischen Verordnung eIDAS (electronic IDentification, Authentication and trust Services) tatsächlich bereit stand.
Trotz vieler Versuche ist es mir jedoch bis heute nicht gelungen, eine Anmeldung auf diesem Wege zustande zu bringen – irgendwo auf dem weiten und mühsamen Weg zwischen allen beteiligten Techniksystemen klemmt es immer.
Dabei sah es doch Anfang April ganz gut aus, als die SVB auf einmal die Möglichkeit anbot, sich mit einem „Europäischen Einlog-Mittel“ anzumelden.

Von dort gelang man auf einen Server des Wirtschaftsministeriums (Ministerie van Economische Zaken en Klimaat).

https://eidas.minez.nl/
Ein weiterer Server für die eIDAS-Middleware (ebenfalls beim beim Wirtschaftsministerium) führt dann die Identitätsprüfung durch.

https://eidasmw.minez.nl/
Nun wird die Ausweis-App auf meinem Rechner aktiv und übernimmt die Kommunikation mit dem externen Kartenleser, in dem mein nPA steckt. App und Kartenleser zeigen an, wer welche Daten vom nPA lesen will.

Und jetzt ist leider das Ende der Fahnenstange erreicht. Wie hieß es so schön im Text-Adventure-Spiel Zork: Excitement fades.

https://eidas.minez.nl/
Manchmal kommt man auch einen kleinen Schritt weiter, verschiedene Webseiten blitzen kurz auf, aber dann: Excitement fades. Again.

https://bkp.idm.diginetwerk.net/
Und natürlich kann man im Browserverlauf nicht einen Schritt zurück, sondern muss das ganze Prozedere von Anfang an erneut durchlaufen, und selbstverständlich erfährt man auch nicht, an wen man sich wenden soll, um auf diesen Missstand hinzuweisen.
Was bleibt ist Frust
Ehrlicherweise muss ich hinzufügen, dass ich nach Schritt 5 auch schon mal weiter war und erst zu einem späteren Zeitpunkt an anderer Stelle scheiterte. Leider kann ich das derzeit nicht reproduzieren, sollte es mir zu einem späteren Zeitpunkt gelingen, werde ich den Beitrag fortsetzen.