Im Kontext der Werkbund-Ausstellung Neues Wohnen, die 1927 in Stuttgart stattfand, entwarf der Architekt Rudolf Fränkel für die Export-Import-Handelsgesellschaft Atlantic den Bebauungsplan für die Gartenstadt Atlantic. Mit seinem Entwurf stieg der junge, 1901 geborene Baumeister gleich in die Riege führender Architekten des Neuen Bauens auf, die Berlin in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu einer Kapitale avantgardistischer Architektur machten.
Direkt am Bahnhof Gesundbrunnen, zwischen Behm- und Bellermannstraße, entstanden zwischen 1927 und 1928 fünfstöckige Bauten mit 500 Wohnungen, wobei die Höfe im Gegensatz zur dicht bebauten Umgebung frei blieben für Grünflächen und Gartenanlagen.
Kern der Siedlung war die Lichtburg – das Kino mit über 2 000 Sitzplätzen und angeschlossenen Restaurants, Bars und Tanzsälen, das unter seinem Pächter Karl Wolffsohn Kinogeschichte schrieb. Wolffsohn und sein Verlag Lichtbildbühne zählten zu den Pionieren der internationalen Filmpublizistik. Als 1937 sein Pachtvertrag nicht mehr verlängert werden sollte, erwarb Wolffsohn die Gartenstadt, wurde aber 1939 von den Nationalsozialisten enteignet. Karl Wolffsohn kehrte bereits 1949 nach Berlin zurück, er und seine Familie mussten bis 1962 kämpfen, um wenigstens einen Teil ihres Eigentums zurückzuerhalten. Die Familie investierte in den Jahren 2001 bis 2005 etliche Millionen in die umfassende Modernisierung der Anlage.
So erstrahlt die denkmalgeschützte Gartenstadt Atlantic heute wieder in altem Glanz. Nicht mehr dabei ist die Lichtburg: der Mauerbau und das damit verbundene Kinosterben brachten sie ins Abseits und sie wurde bereits 1970 abgerissen.
Bellermannstr. 22, 13357 Berlin
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www.gartenstadt-atlantic.de