Das am 14. August gestartete Internationale Klangkunstfest 09__tiefKLANG läuft noch bis zum 12. September an zwei außergewöhnlichen Orten in den Berliner Unterwelten.
Aus der Ankündigung: »Das Internationale Klangkunstfest Berlin untersucht 2009 künstlerische Wirkungsgefüge von „Material und Situation“ in zeitgenössischer Klangkunst und Neuer Musik, indem es auf zwei ‚eigenartige‘ Orte in den Berliner Unterwelten eingeht. An einer der besonderen unterirdischen Lokalitäten finden verschiedene Konzerte/Performances Neuer Musik und Klangkunst mit unterschiedlichsten experimentellen Formaten statt. Die Klangkunst-Ausstellung an einem anderen unterirdischen Ort ist als eine organische musikalisch-akustische Landschaft inszeniert. Die Ausstellungsbesuche bestehen aus einem geführten Parcours durch diesen artifiziellen Soundscape. Wissenschaftliche Reflexion begleitet Konzerte und Ausstellung konstant und führt zu einem Symposium mit den Künstlern und besonderen Gästen.«
Ich war am 14. August bei der Vernissage in den Nordräumen am U-Bahnhof Gesundbrunnen und kann den Besuch der Ausstellung nur empfehlen. Faszinierend die Installation von Shingo Inao: ein Raum mit mehreren Tischen, auf denen alltägliche Aktionen im Stillstand gezeigt werden, die jedoch leise von den Geräuschen untermalt werden, die die gezeigte Handlung verursacht. Auf dem Tisch mit Nägeln hört man das Hämmern, auf dem Tisch mit zerbrochenen Flaschen das Zersplittern des Glases usw. Viel Beachtung findet auch Wolfgang Spahns interaktive Installation »Blick auf die Bewegung«, bei der der Zuschauer durch die Bewegung eines rohen Eis die projizierten Bilder, die fortwährend computergesteuert mit einem Schleier überzogen werden, freilegen kann. Das Ausgangsmaterial stammt aus einem Photoalbum, dessen Bilder der Großvater des Künstlers 1936 aufgenommen, zusammengestellt und beschriftet hat. Fast alle Bilder, die auf einer Deutschlandreise entstanden, zeigen nationalsozialistische Kultstätten und Orte, die Symbole für ein vereintes deutsches Reich darstellen. Dazu läuft eine elektronisch verfremdete Fassung von Lili Marleen, die Thomas Gerwin erstellt hat.
Die Ausstellung mit verschiedenen Klangkunstwerken findet in den Nordräumen am U-Bahnhof Gesundbrunnen statt (Zugang durch das nördliche Eingangsbauwerk der U-Bahn vor dem Gesundbrunnencenter, eine Treppe abwärts) und ist Mittwoch bis Sonntag von 17-18h im Rahmen einer Führung zugänglich. Sehr zu empfehlen!
Die Konzerte finden im (niemals in Betrieb gegangenen) U-Bahnhof Dresdener Straße in Kreuzberg am Alfred-Döblin-Platz statt (wessen Browser Microformate erkennt, kann gleich die Termine in seinen Terminkalender übernehmen). Auch die Konzerte im Untergrund der Dresdener Straße versprechen spannend zu werden.
mit Werken von Joel Chadabe, Thomas Gerwin, Ralf Hoyer, Pierre Schaeffer, Willem Schulz, Claude Shryer mit Suzanne Hensel (Live-Elektronik), Ralf Hoyer (Live-Elektronik), Carsten Schneider (Live-Elektronik), Willem Schulz (Violoncello), Iris Sputh (Tanz)
mit Werken von Martin Daske, Pablo Gav, Thomas Gerwin, Robin Hayward, Elsa Justel, Max E. Keller mit Martin Daske (Live-Elektronik), Robin Hayward (Tuba+Live-Elektronik), Susanne Zapf (Violine)
Solo-Programm von und mit Tobias Dutschke (Schlagwerk, Material-Perkussion) /// Ars Acustica-Hörspiel »Utopia Hip-Hop« von Pierre Henry, SWR 2009 /// Gesprächsgast: Tobias Dutschke
Prof. Dr. Christa Brüstle (FU/UdK Berlin) im Gespräch mit Dr. Sabine Schouten, Rainer Simon und den Künstlern Edward Schocker und Thomas Gerwin (Klangobjekte/Live-Elektronik), Shingo Inao (Tosso-Performance), Hartmut Sörgel (abschliessende »Verdichtung«)
mit Werken von Ulli Götte, Judy Klein, Fine Kwiatkowski+Willehad Graefenhorst, Frank Niehusmann, Edward Schocker+Zacharias J. Watkins, Helmut Zapf mit Ulli Götte (E-Piano), Fine Kwiatkowski (Tanz) + Willehad
Graefenhorst (Elektronik), Edward Schocker + Zacharias J. Watkins (Live-Elektronik)
KlangBildEnsemble ad hoc /// Improvisations-Orchester mit Thorsten Bloedhorn (E-Gitarre), Thomas Gerwin (Live-Elektronik, Percussion), Frank Halbig (Live-Elektronik), Giovanni Longo (Live-Elektronik), Dietrich Petzold (Violine), Claudia Risch (Flöte, Saxophon), Peggy Sylopp (Live-Video) Caspar Abocab (Live-Hörspiel), Überraschungsgäste
Badstraße 1, 13357 Berlin
www.inter-art-project.de
„Viel Beachtung findet auch Wolfgang Spahns interaktive Installation »Blick auf die Bewegung«, bei der der Zuschauer durch die Bewegung eines…“ – exzellent! 😉