Cimetière de Montmarte

Die Bestattungskultur ist vielleicht nicht so sehr von der Religionszugehörigkeit der Bestatteten abhängig, als von dem Landstrich, in dem sie begraben liegen. Die lokalen, über die Jahrhunderte entwickelten Gebräuche bestimmen, wie ein Friedhof aussieht. So erkennt man, hat man erst einmal ein paar Friedhöfe in verschiedenen Ländern besucht, ziemlich bald, ob ein Begräbnisplatz italienischer, deutscher oder französischer Prägung ist. Der Franzose, zumindest der Pariser, wenn ich das so pauschalisierend sagen darf, scheint mir Pflanzen auf den Friedhöfen mit der Ausnahme von Bäumen am Rande der Grabfelder nicht zu tolerieren. Statt Platz für die blanke Erde zu lassen, die Pflanzen zwischen oder auf Gräbern benötigen, reiht sich hier Grab an Grab, die schmalen Wege dazwischen sind gepflastert. Die Gräber selbst – wenn sie nicht gerade im Stil kleiner Grabkapellen ausgeführt wurden – sind meist von schweren Granitplatten abgedeckt, ganz so, als solle nichts die ewige Ruhe stören können. Nur im November, da gibt es ein paar Blumen auf dem Friedhof, denn an Allerheiligen besuchen die Franzosen den Friedhof und stellen einen Topf Chrysanthemen auf das Grab.

  

Solch ein Friedhof ist auch der Pariser Nordfriedhof, besser bekannt als Cimetière de Montmarte. Seit 1888 führt eine eiserne Brücke die viel befahrene Rue Caulaincourt über die südliche Ecke des Friedhofs. Darunter stehen ganz ungerührt noch einige der Grabkapellen, deren Dächer nun zwischen die Träger der Brücke ragen.

Auf diesem Friedhof liegen etliche bekannte Persönlichkeiten, darunter der deutsch-jüdische Dichter Heinrich Heine, der 1831 – der Zensur in Deutschland überdrüssig geworden – nach Paris übersiedelte, dort aber stets den Verlust von Heimat und Muttersprache bedauerte, der schon mit dem Untergang seines Namens begann, den kaum ein Franzose aussprechen konnte.

  

Die Lieblingszicke war ganz unglücklich, dass wir die Gräber von Koltès und Truffaut nicht gefunden haben, tröstete sich dann aber mit dem von Stendhal.

Tipp: Auf der unten angegebenen Website der Stadt Paris gibt es ein Verzeichnis der bekannteren hier bestatteten Persönlichkeiten und einen Plan des Friedhofs als PDF, den man sich vor einem Besuch ausdrucken sollte (da sich die Link-Adresse öfter ändert und die Suche nach dem richtigen Dokument nicht ganz einfach ist, stelle ich eine Kopie zur Verfügung).

Sehr schöne Bilder von einem anderen Pariser Friedhof, Père Lachaise, findet man unter dem Titel Schön begraben bei Rotewelt.


Cimetière de Montmarte
Avenue Rachel 20, 75018 Paris

www.paris.fr
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6 Antworten auf „Cimetière de Montmarte“

  1. Auf französischen Friedhöfen kenne ich mich wenig aus, gehe aber davon aus, dass sich generell Stadt- und Dorffriedhöfe unterscheiden. Das trifft nicht nur für Frankreich zu, auch bei uns gibt es Unterschiede.Bei uns gibt es darüber hinaus sicher noch regionale und/oder Unterschiede, die auf der Religionszugehörigkeit basieren. Als nach dem Krieg auf evangelischen norddeutschen Friedhöfen „Flüchtlinge“ beigesetzt wurden, kam eine andere „Kultur“ zu uns. Auch unterschieden sich die Grabsteine auf bayrischen Friedhöfen von denjenigen in Norddeutschland.
    Friedhöfe können auf alle Fälle schön sein.

  2. Ich bin ja ein bekennender Fan der Sendung „karambolage“, die jeden Sonntag um 20:00 auf arte läuft, und erinnere mich gerade, dass es dort vor einiger Zeit einmal eine Sendung in der Rubrik „Der Ort“ gab, in der es um die Unterschiede zwischen französischen und deutschen Friedhöfen gab. Den Film gibt es leider nicht online, aber den Text zur Sendung.

  3. Ich schätze, manche Granitplatten sind so schwer, weil man Angst hatte, der Verblichene könnte sonst zurückkehren (Molière, Stendhal, Heine, Proust)

  4. Ach, danke für den Link! 😉 Hier war ich natürlich auch und das Truffaut-Grab habe ich auch nicht gefunden…. Aber Heine schon auch, immerhin!
    Ja, die französischen Friedhöfe sind ganz anders, asezhr „steinig“, doch die mit altem Baumbestand mag ich sehr.

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