Auf dem Henriettenplatz in Halensee (am »oberen Ende« des Kurfürstendamms, wie man hier zu sagen pflegt) steht ein ganz besonderer Brunnen. Ziemlich groß, aber trotzdem wohl oft übersehen, weil er hinter den golden schimmernden Kolonnaden der Ars Urbana von Heinz Mack am südlichen Rand des Platzes steht.
Der Brunnen hinter den Kolonnaden
Der Brunnen ist ein Werk des französischen Künstlerpaars Anne und Patrick Poirier, das auch das Dépôt de mémoire et d’oubli in Koblenz geschaffen hat. Genannt wird er Medusenhaupt-Brunnen, oder Gorgo-Brunnen oder auch La Fontaine de Gorgo – womit auch gleich klar wird, was die Skulptur darstellt.
Von dem überdimensionalen Haupt der Medusa, das hier aus einem quadratischen Becken auftaucht, sieht man nur die Augenpartie, die Stirn mit den vergoldeten Flügeln und die Haare, aus denen die Schlangen herauswachsen, die sich mit dem Wasser in das Becker ergießen.
Medusa war in der griechischen Mythologie eine der Gorgonen – drei weibliche Wesen, die am Rande der Erde wohnten und so hässlich waren, dass jeder, der sie erblickte, sofort zu Stein erstarrte. Zwar war Medusa ursprünglich von großer Schönheit, wurde aber von Pallas Athene in ein Ungeheuer verwandelt, als diese sie bei einem Techtelmechtel mit dem Meeresgott Poseidon überraschte. Fortan trug sie ein Schuppenkleid und Flügel, ihre Eckzähne waren überlang, ihr hing ständig die Zunge heraus, und aus ihren Haaren wuchsen Schlangen. Perseus gelang es mit einem Trick und Athenes Hilfe, Medusa, die als einzige der Gorgonen sterblich war, zu enthaupten. Ihrem Hals entsprang dabei das geflügelte Pferd Pegasos, denn als Poseidon Medusa schwängerte, hatte er die Gestalt eines Pferdes angenommen.
Ein kleines vergoldetes Pferd steht dann auch neben einem Granitblock auf der Rückseite des Brunnens.
Unablässig rinnt das Wasser über Medusens Haupt – wenigstens im Sommer, und dann auch nur, wenn der Bezirk genügend Geld für den Betrieb des Brunnens aufbringen kann oder der Stadtmöbelhersteller Wall und der Außenwerber Ströer auch weiterhin den Betrieb vieler Brunnen in Berlin sponsorn. Im Winter jedoch gibt der Brunnen ein eher trauriges Bild ab, er ist nicht nur abgestellt, sondern auch noch eingesperrt hinter soliden eisernen Gittern, die den Blick auf das Kunstwerk nehmen. Das Gefängnis für Medusa scheint wohl erforderlich, um die Skulptur gegen den Vandalismus marodierender Jugendlicher zu schützen, die leider beim Anblick der Medusa nicht zu Stein erstarren.
Ich hoffe, dass auch dieser Brunnen wieder in Betrieb geht, am 30.3.2010, als die Bilder entstanden, war er jedenfalls noch eingesperrt.
Schrecklich und sehr schade, das Gitter! Auch, dass wir unsere Kunstwerke einsperren müssen.
Das Gitter ist nur im Winter zum Schutz gegen Klettern und Abbrechen von Ecken und Spitzen angebracht
Im Sommer sprudelt das Wasser.
Gorgonen sind gefährlich und gehören weggesperrt! lautet die mögliche Beschlussfassung des Bezirksparlaments.
Ich habe mal beim Grünflächenamt (obwohl der Henriettenplatz kaum als Grünfläche zu bezeichnen ist, scheinen sie zuständig) nachgefragt, ob und wann das Gitter weggeräumt wird und der Brunnen in Betrieb geht. Sobald ich eine Antwort bekomme, gibt es hier mehr Informationen dazu (und Fotos ohne Gitter dann hoffentlich auch!).
Vielen Dank nicht nur für die Beschreibung des Werkes, sondern auch für die Einführung in die griechische gorgone Mythologie. Griechische Mythologie ist nach wie eines meiner größten Schwarzen Löcher.
Über die Mack-Säulen hättest du bei der Gelegenheit schon ein bisschen meckern können.
Offensichtlich ist “die golden schimmernden Säulen der Ars Urbana” nicht ironisch genug …
Wie hast Du denn die tolle Dia-Show hier rein gekriegt? Danke für die Mühe, die das sicher gekostet hat. Verrätst Du uns, wie das geht?
Aber sicher! Das ist eine brandneue Einrichtung von WordPress.com, die im Artikel Share photos with a slideshow erläutert wird – die Diashow ist einfach eine weitere Art der Anzeige aller Bilder (der Galerie) zu einem Artikel. Es hat mich also überhaupt keine Mühe gekostet.