Zoigl beim Gloser

„Zoigl, was ist das?“ war meine erste Frage, als ich den Begriff zum ersten Mal in einer Oberpfälzer Zeitung las. „Ein ungefiltertes, naturtrübes Bier“ war die Antwort. Tatsächlich aber steckt eine Jahrhunderte alte Tradition hinter dem Begriff. Der Zoigl – untergärig und mit recht hohem Hefeanteil gebraut, ungespundet und daher mit wenig Kohlensäure – ist eine Spezialität der nördlichen Oberpfalz und kommt aus der Kommunbrauerei.

In diesem von den Bürgern einer Stadt gemeinsam betriebenen und genutzten Brauhaus wird der erste Schritt der Bierherstellung vollzogen: Die Maische aus Malz und Wasser wird in der offenen Sudpfanne über Holzfeuer gekocht, anschließend wird der Hopfen zugegeben und alles noch einmal erhitzt. Nach dem Auskühlen wird die Würze umgefüllt und zum jeweiligen Zoiglwirt gefahren, wo nach Zugabe der Hefe die rund zehn Tage dauernde Gärung stattfindet. An das Abfüllen auf Fässer schließen sich ein paar Wochen Lagerung an, nach denen das Bier hinreichend gereift ist und zum Ausschank kommen kann.

Traditionell hatte ein Zoiglwirt seinen Schankbetrieb so lange geöffnet, bis sein Bier ausgetrunken war, dann kam der nächste an der Reihe. Dank der modernen Kühltechnik muss man heute das Bier nicht gleich austrinken, aber die Tradition der meist am Wochenende reihum geöffneten Zoiglwirte hat man bis heute erhalten. Welcher Kommunbrauer seinen Zoigl ausschenkt, erkennt man an einem an einer Stange befestigten sechszackigen Brauerstern, der draußen über dem Eingang hängt. Daher kommt wohl auch der Name der Biers: Der „Bierzeigl“, der anzeigt, wo das Bier fließt, ist in der Operpfälzer Mundart zum Zoigl geworden.

Zum Bier gehört eine zünftige Mahlzeit, und die bieten die Zoiglwirte auch an, wovon wir uns „Beim Gloser“ überzeugen konnten. Bei strahlend schönem Sommerwetter saßen wir im gemütlichen Biergarten im Hof und genossen den feinen Zoigl – rötlich-braun, leicht säuerlich und frisch.

Die Lieblingszicke, von den wunderbaren Düften aus der Küche animiert, bestellte den sonntäglichen Schweinebraten mit Knödeln und war rundum zufrieden – sehr leckere Soße, schmackhafte Knödel und das Sauerkraut sauer mit viel Kümmel darin. Die Preise, die für Speis und Trank aufgerufen werden, sind äußerst human: Das Bier – beim Gloser immerhin ein Zoigl in zertifizierter Bio-Qualität – kostet im halben Liter gerade mal 1,70 € (der Einheitspreis für fast alle Getränke) und der Schweinebraten reißt mit 6,50 € auch kein Loch in den Geldbeutel.

 

Aber auch bei weniger schönem Wetter verspricht der Gloser einen angenehmen Aufenthalt, denn die Gaststube ist urgemütlich.

In Windischeschenbach („Eschawecka“ in der lokalen Diktion) sind heute zehn und im benachbarten Neuhaus fünf Kommunbrauer aktiv und betreiben reihum ihren Schankbetrieb. Ich finde, der Zoigl und die darum entstandene Gasthauskultur sind durchaus einen Abstecher wert, wenn man auf der Autobahn 93 von Hof nach Regensburg unterwegs ist. Im Zoiglkalender erfährt man, wann welcher Zoigl in Windischeschenbach geöffnet hat.


Beim Gloser
Lehnerberg 2, 92670 Windischeschenbach

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beimgloser.de
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19 Antworten auf „Zoigl beim Gloser“

  1. Oh, da bekommt man gleich Reiselust ins Oberpfälzische! Ich werde es am nächsten Wochenende „nur“ ins Oberfränkische schaffen, freue mich aber auch schon darauf!

    1. Im Oberfränkischen empfehle ich als Alternative zum Zoigl ein ungespundetes Keller- oder Vollbier! Das süffigste mag wohl das HUPPENDORFER sein 🙂 Die Brauerei nebst Gaststätte liegt zw. Bamberg und Hollfeld! Viel Spaß 🙂

    1. Ein Bloggertreffen in der Oberpfalz, das wäre wirklich fein, da haben wenigstens alle eine weite Anreise.

      PS: Und es war garantiert keine Packerlsoß, die mit dem Schwein kam.

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