Aller guten Dinge sind drei: Dieser Spruch passt auch für diese Woche, denn wir aßen zum dritten Mal in einem der an der Berlin Restaurant Week teilnehmenden Restaurants zu Abend. Auch dieses Mal wieder im Wedding (weil so schön nah an Moabit und weil ebenso weitgehend schnöselfrei), und zwar im Volta auf der Brunnenstraße.
Das Volta, so vermutet man richtig, liegt am U-Bahnhof Voltastraße, mitten in dem einst größten Sanierungsgebiet Deutschlands, das in den 1960er Jahren durch Kahlschlagsanierung samt Vertreibung der angestammten Wohnbevölkerung komplett erneuert wurde. Das Volta ist in einem Pavillon untergebracht, der den neu entstandenen Wohnblöcken vorgelagert sind. Es hat einen schönen Freisitz unter niedrigen Ahornbäumen, die ein dichtes Dach bilden.
Das angekündigte Menü für die Restaurant Week:
–– Vorspeise ––
Four-Tomato Salad
Gelbe, grüne, rote & schwarze Tomaten,
Avocado, Radieschen, Lauchzwiebeln,
Koriander, Erdnüsse & Zitrone-Sesam-Dressing
–– Hauptspeise ––
Tango Chicken
Gegrillte Hähnchenkeule mit Bonito-Flocken,
Spitzkohl, Zwiebeln, Limette, Mayonnaise & Sesam
alternativ vegan:
Kimchi Pancake
Veganer Kimchi-Pfannkuchen mit Kokos-Erbsencrème,
Kräutersalat, Esquites mit Daikon,
Mais, Koriander & Cashewnüsse
–– Nachspeise ––
Moscow Mule
Wodka, Ginger Beer, Gurke
Da musste ich erst mal nachschauen, was Bonito-Flocken, Esquites und Daikon sind: Bonito-Flocken (korrekter Katsuobushi) sind essentieller Bestandteil der japanischen Küche und werden nach einem komplizierten Verfahren aus geräuchertem und fermentiertem Bonito hergestellt und liefern ordentlich Umami, Esquites ist mexikanisches Street Food und bezeichnet gerösteten Mais und Daikon ein ostasiatischer milder Riesenrettich. Von West bis Ost ist also alles dabei und ziemlich experimentell.
Wir setzten uns nach draußen, weil drinnen eine laute, jede Unterhaltung erschwerende Technomusik lief, der wir den Verkehrslärm der Brunnenstraße eindeutig vorzogen. Die meisten Gäste dort aßen den gut aussehenden Burger des Hauses, der von wohlriechenden Pommes Frites begleitet war.
Unser Menu stand ja fest, lediglich bei den Hauptgerichten hatten wir die Wahl: Eine nahm das Tango Chicken, einer den Kimchi Pancake, in der Absicht, beide Gerichte zu teilen, was wir dann auch taten.
Schon die Vorspeise, der Four-Tomato Salad, war wunderbar, die vielen Bestandteile ergaben eine tolle, runde Geschmacksmischung. Mit der Gabel löffelte ich mühsam die Salatsoße aus beiden Tellern aus, und das geschieht nicht so oft, weil die Salatsoße selten so gut ist.
Genauso gut schmeckten uns die beiden Hauptgerichte, bei denen ebenfalls eine Menge unterschiedlichster Zutaten ein rundes Ganzes ergaben. Lediglich beim Kimchi Pancake gab es Abstriche: Sie waren einfach zu dick (mit mehr als 2 cm Höhe eher Kimchi Kuchen), auch etwas zu trocken, und sie waren nur scharf ohne den typischen Geschmack von Kimchi aufzuweisen. Ansonsten aber war es ein hervorragend zusammengestelltes vegetarisches Gericht, ja sogar vegan, aber vollkommen ohne das Bestreben, irgendein Fleischgericht zu substituieren.
Für eine reguläre Süßspeise zum Nachtisch war eigentlich kein Platz mehr und so traf es sich ausgezeichnet, dass als Nachgericht ein Getränk gereicht wurde. Der Moscow Mule war sehr fein abgeschmeckt, die Ingwer-Schärfe war ebenso wie der Gurkengeschmack sehr präsent, und wir vermeinten noch irgendeinen Bitter (wie Chinotto) herauszuschmecken, konnten ihn aber nicht bestimmen. Sehr erfrischend am ersten wirklichen Sommerabend dieses Jahres bei 25° im Freien und ein perfekter Abschluss eines gelungenen Abends. Hier waren wir nicht das letzte Mal.
Liest sich „lecker“.. und das sieht wirklich nach schönem Freisitz aus unter „grüner Hölle“ aus…
Kulinarischer Wedding, da schau her.
Das ist aber nicht so neu, bis vor kurzem gab’s noch das exzellente Da Baffi am Nazarethkirchplatz, hat leider geschlossen. Man muss nicht immer nach Charlottenburg …
Aber man könnte mal wieder…ich komme aber auch in den Wedding.