Fährt man mit der S-Bahn vom Westhafen in den Wedding, kommt man dicht an einem modernen Industriegebäude vorbei, das eine auffällige Ziegelfassade hat. Die Pläne für diesen 1938 fertiggestellten Fabrikbau der Auergesellschaft zeichnete der Architekt Egon Eiermann. Es war einer seiner ersten Industriebauten.
Der viergeschossige Bau besteht aus zwei im rechten Winkel zueinander stehenden Flügeln unterschiedlicher Länge. Charakteristisch für viele Bauten von Eiermann ist die Fassade aus weiß verfugtem hellroten Ziegelstein im Prüssverband. Dabei werden je zwei Ziegelsteine abwechselnd horizontal oder vertikal als Paar verlegt. Diese Art der Verlegung findet man recht oft im Fußboden mittelalterlicher Dorfkirchen. Die Fenster mit weißen Rahmen sind bündig ohne Nischen eingelassen, so dass die Fassade eine schlichte, glatte Oberfläche bildet. Zwei markante, abgerundete Lüftungstürme auf dem Flachdach stehen im deutlichen Kontrast zur kubischen Grundform des Baus. Dass in der Nazizeit ein Gebäude mit solch sachlicher Gestaltung möglich war, mag manchen überraschen. Im Industriebau war es aber zu jener Zeit durchaus möglich, weiterhin funktional und leicht mit modernen Materialien zu bauen, ohne die bei öffentlichen Bauten üblichen schweren neoklassischen Formen zu verwenden.
Der Fabrikbau der Auergesellschaft wurde 1987 grundlegend saniert. Heute ist das Gebäude mit einem 1996 fertiggestellten Erweiterungsbau Hauptsitz der Berliner Ausländerbehörde.
Friedrich-Krause-Ufer 24,
13353 Berlin
Eintrag in der Denkmaldatenbank