Vor Jahren war ich einmal in der Hörsaal-Ruine des Museums zu einer szenischen Lesung von Oxygen, einem Schauspiel von Carl Djerassi, dem »Vater der Pille«, und Roald Hofmann, Nobelpreisträger für Chemie. Ein durchaus stimmiges Ambiente für ein Stück, in dem es um den Konkurrenzkampf der Wissenschaftler bei der Entdeckung des Sauerstoffs geht. Nach der Vorstellung hatten die Besucher Gelegenheit, in den Räumen der Sammlung einen kleinen Imbiss zu sich zu nehmen. So lief man mit einen Glas Rotwein in der einen und einem Schnittchen in der anderen Hand zwischen den Präparaten durch – da konnte so manchem schon mal der Bissen im Halse stecken bleiben.
Das Museum geht zurück auf die Sammlung von Rudolf Virchow (1821-1902), der an der Charité ein Ordinariat für Pathologie innehatte. Bis 1890 hatte Virchow, der jede Krankheit in ihrem Verlauf durch mehrere Organpräparate dokumentieren wollte, bereits 19.000 Objekte gesammelt. 1899 bekam er ein eigenes Gebäude für die Sammlung samt angeschlossenem Hörsaal. Im Krieg wurde das Gebäude schwer getroffen und nur rund 2.500 Präparate blieben erhalten.
Anfang der 1990er Jahre konkretisierte sich die Idee, das ganze Gebäude in seine ursprüngliche Gestalt zurückzuführen und es wieder als Berliner medizinhistorisches Museum zu nutzen. Seit 1998 ist das Museum nun in seinem eigenen Haus wieder der Allgemeinheit zugänglich. In der Dauerausstellung sind rund 750 Exponate zu sehen. Ergänzend finden Wechselausstellungen zu bestimmten Themen der Medizin oder der Medizingeschichte statt.
Den ehemaligen Hörsaal des Instituts, oder besser das, was von ihm übrig geblieben und nun als Ruine konserviert ist, kann man für Veranstaltungen mieten – ein ungewöhnlicher Ort von ganz eigenem, morbiden Charme.
Öffnungszeiten: Mo: geschlossen, Di, Do-Fr, So: 10:00 – 17:00 Mi, Sa: 10:00 – 19:00