Auf der anderen Straßenseite steht das Gesundbrunnencenter, davor die Curry-Baude mit einer der besten Currywürste Berlins. Hier, auf dem Blochplatz, diesem kleinen Dreieck zwischen Bad-, Hoch- und Böttgerstraße, ist es auch nicht gerade idyllisch. Der Platz ist eine eher unspektakuläre Grünanlage, dem allerdings in der Vergangenheit schon einmal größere Bedeutung zukam: von 1875 bis 1910 zog hier die städtische Gärtnerei Planzen für die Schulen heran. Benannt ist der Platz seit 1910 nach dem jüdischen Arzt und bedeutenden Naturforscher Marcus Élieser Bloch.
Was man nicht sieht, ist der große Tiefbunker unter dem Platz, der 1942 von Kriegsgefangenen errichtet und 1970, in der Zeit des kalten Krieges, als Schutzraum für rund 1300 Personen reaktiviert wurde. Gewartet wird er heute von Verein Berliner Unterwelten, der auch Führungen durch den Atomschutzbunker anbietet.
Hin und wieder ist der Bunker Schauplatz kultureller Veranstaltungen. Ein Zeugnis einer solcher Veranstaltung ist an der Oberfläche erhalten geblieben. An einem der beiden Betonhäuschen, die auf dem Platz stehen und die Zugänge für die unterirdischen Anlagen in sich bergen, sind blau emaillierte Schilder angebracht, im Stil französischer Straßenschilder ausgeführt und zumindest im Sommer vom wilden Wein überwuchert.
»D’ailleurs, c’est toujours les autres qui meurent« steht auf der einen Seite, die deutsche Übersetzung »Übrigens sind es immer die anderen, die sterben« auf der anderen. Die französische Fassung — eigentlich ganz passend für den ehemals zum französischen Sektor gehörenden Bezirk Wedding — ist die Grabinschrift von Marcel Duchamp.
Die Schilder sind das Projekt »Cimetière Monumental« des Künstlers Pierre Granoux und sind der oberirdisch verbliebene Teil der Ausstellung »Der Tod«, bei der mehr als 80 Künstler ihre Projekte im Rahmen des internationalen Kunstprojekts M°A°I°S vom 22. April bis zum 12. Mai 2001 im Tiefbunker zeigten. Der Katalog zur Ausstellung ist online als PDF verfügbar.
Hat sich Duchamp eigentlich seine Grabinschrift SELBST einfallen lassen? Hübsch genug ist sie ja für den alten Fuchs & Schach-Profi…
Ja, hat er wohl schon zu Lebzeiten bestimmt.
hi vilmoskörte,
danke für deinen artikel!
es sind übrigens 4 schilder, aber im sommer sind 2 vollkommen „vom wilden wein überwuchert“…
mehr infos hier: http://blog.bazarmoderne.com
beste grüsse
pierre granoux