Dass Moabit eine „Bärenbrücke“ hat, ist zumindest den Berlinern weitgehend bekannt. Dass es aber „auf der anderen Seite“, Richtung Wedding, eine Brücke gibt, die den Namen „Gänsebrücke“ verdiente, ist weniger bekannt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Dimension der Gänse im Vergleich zum Gesamtbauwerk viel bescheidener ausfällt als die der Bären auf der Brücke, die Moabit mit dem Hansaviertel verbindet. Außerdem zieren nur zwei Gänse auf der Moabiter Seite die Auffahrt zur Brücke. So heißt die Brücke schlicht Putlitzbrücke, wie der fast ebenso große, aber in Teilen etwas schmuckere Vorgängerbau benannt nach dem märkischen Städtchen Putlitz im nordwestlichen Zipfel von Brandenburg.
Die beiden Gänse – eine hat leider ihren Kopf verloren – zierten bereits die alte, 1912 errichtete Brücke. Sie stammen vom Bildhauer Walther Schmarje, der unter anderem auch die Tierfiguren auf der Gotzkowsky-Brücke erschuf.
Die Brücke selbst ist ein eher unspektakulärer Betonbau aus dem Ende der 1970er Jahre. Damals waren die Planungen für die autogerechte Stadt wohl noch nicht verpönt, so dass die Putlitzbrücke nicht nur außerordentlich lang, sondern mit eigentlich drei Spuren in jeder Richtung ziemlich breit geraten ist. Die Anpassung der Breite der Stromstraße in Moabit und der Föhrerstraße auf dem Wedding ist glücklicherweise nicht erfolgt, lediglich einige Neubauten sind zurückgesetzt.
Warum aber nun die Gänse auf der Brücke? Die finden sich im Wappen der namensgebenden Stadt Putlitz, immerhin ein paar Jahrhunderte älter als Berlin. Und die Gänse kommen in das Wappen, weil das Adelsgeschlecht Gans Edle Herren von Putlitz bis in die jüngere Zeit das Leben in Putlitz bestimmte.
Und nicht dass man denke, dass Gustav Gans aus Entenhausen kommt, vielmehr ist auch er einer aus dem Geschlecht Gans zu Putlitz und war am Ende des 19. Jahrhunderts Intendant am Karlsruher Theater sowie Präsident des deutschen Bühnenvereins.
An die Tatsache, dass auch vom Bahnhof Putlitzstraße die Deportationszüge in die Konzentrationslager abfuhren, erinnert das Deportationsmahnmal auf der Mitte der Brücke Brücke.
Der Putto sieht doch eher athletisch bis verbissen aus, ein rechter Gänsewürger …
Und einer der Putlitz-Nachfahren ist übrigens tatsächlich Gaukler geworden.
und wieder für mich etwas wissenswertes aus Moabit, einst für einige Jahre mein Ausbildungs und- Wohnsitz, (Vogler Schulen im Moabiter Krankenhaus).
und sollen wir die Gotzkowsky Brücke jetzt „Widderbrücke“ nennen?
Das wär doch mal was …
„Auf dem Wedding“? Ich dachte, es heißt „im Wedding“. Mhh…
Die Eingeborenen sagen (noch) „auf dem Wedding“, siehe z.B. Wikipedia
Da grüßt doch das Gänseliesel aus Göttingen:
http://www.wiki-goettingen.de/index.php?title=G%C3%A4nseliesel
Und nicht etwa Leda mit dem Schwan.
Die Eingeborenen in Göttingen sagen „die Gänseliesel“ 😉
Bin nur Zugereister gewesen, hab’s in 10 Jahren GÖ nicht gelernt.
»Das« klingt in diesem Zusammenhang doch eher saarländisch, wa? (Mit Gruß vom Lakritze.)
„Dat“ Liesel und „dat“ Uschi sagt man natürlich auch am Niederrhein (und überhaupt im Rheinland). Dat Leda aber eher nicht, weils da keine Mädchen gibt, die Leda heißen (obwohl, heute weiß man das ja auch nicht mehr so genau).
Schöner Bericht, habe auch kurz in den Anfängen meiner Berliner Zeit in der Putlitzstr. gewohnt! Zu Silvester gab es von der Brücke einen schönen Blick über Berlin.
Mir was ganz Neues…aber ich bin eben nicht so der visuelle Typ…und mir ist es nur ein bisschen peinlich, dass ich die Nachbars-Gänse sieben Jahre lang nicht so richtig wahrgenommen habe…
Eichhörnchen sei das verziehen.
„Moabiter Zeichenhaftes“ ist hier zu entdecken… danke für die Bilder und die Berlin-Geschichte hier von der Putlitz Brücke! viele grüsse von web.werkraum