Fregatten Jylland in Ebeltoft

Ein Schiff, das nicht mehr segelt, noch nicht einmal mehr schwimmt, kann das spannend sein? Diese Frage stellte ich mir, als beim letzten Segeltörn vor dem Anlegen in Ebeltoft der Besuch eines Museumsschiffs angekündigt wurde. Aber sie ist schon etwas Besonderes, die Fregatte Jylland: Mit 71 Metern ist sie das längste ganz aus Holz gebaute, noch erhaltene Segelschiff der Welt – verdens længste træskib, Stolz der Seefahrernation Dänemark. Früher segelte sie mit 15 Knoten – das sind immerhin rund 28 km/h – über die Weltmeere, heute liegt sie als Museum im Hafen von Ebeltoft in einem eigens gebauten Trockendock. Schon bei der Annäherung an den Hafen kann man die hohen Masten des Schiffs gut erkennen.

Jylland Fregatten
Jylland Fregatten

1856 wurde ihr Kiel in Holmen bei Kopenhagen gelegt, und 1862 war der Stapellauf der stolzen Fregatte. Nur ein ganzes Dutzend Jahre diente sie ihrem eigentlichen Zweck und war als Kriegsschiff im Einsatz, denn eigentlich war sie bei ihrer Fertigstellung – trotz ihrer nicht mehr erhaltenen 400 PS starken Dampfmaschine – technisch schon überholt: Stahl löste in dieser Zeit Holz als Baumaterial ab und Dampfkraft den Vortrieb durch Segel. Ebenso machten die Vorderladerkanonen, von denen die Jylland 46 besaß, den Hinterladern Platz.

Nationales Symbol wurde sie 1864, als sie das Seegefecht vor Helgoland mit einem Volltreffer gegen die preußisch-österreichische Flotte für Dänemark entscheiden konnte, obwohl letztlich der Deutsch-Dänische Krieg zu Gunsten von Preußen und Österreich ausging: das Herzogtum Schleswig fiel an Preußen und in der Folge kam der Flensburger Löwe nach Berlin.

Die Beschreibung und Darstellung der Schlacht anhand eines großen Modells nimmt auch einen wesentlichen Teil der Ausstellung im Museum in Anspruch, ebenso wie die Ausführungen zur Reise nach Island, die der dänische König mit ihr 1874 zur Tausendjahrfeier der Landnahme unternahm. Denn von 1874 bis 1886 war die Jylland das Königsschiff von Christian IX.

Beeindruckend ist aber das Schiff selbst: über dem mächtigen, kupferbeschlagenen Rumpf, dessen Größe man durch die Aufbahrung im Trockendock erst vollständig ermessen kann, ragen drei Masten mit gewaltigen Rahen mehr als 50 Meter hoch in den Himmel. Wieviel mehr Taue würden hier erst einmal sein, trüge das Schiff noch seine Segel!

Jylland Fregatten, Batteriedeck
Das Batteriedeck

Im Inneren überraschen die gewaltigen Räume des Batteriedecks mit seinen Kanonen und des darunter liegenden Banjerdecks, Aufenthalts- und Schlafraum der 430 Mann starken Mannschaft und Bunkerraum für 300 Tonnen Kohle. Wo es heute geräumig und leer aussieht, muss eine drangvolle Enge und im Gefecht eine hektische Betriebsamkeit geherrscht haben.

Ganz unten dann die Last, die früher auch die Dampfmaschine und die Kessel beherbergten. Auffallend sind hier die gitterartigen Verstrebungen über den Spanten, die es überhaupt erst möglich machten, ein Schiff dieser Größe ganz aus Holz zu bauen.

Ich fand den Besuch des Schiffs und der Ausstellung im angeschlossenen Museum sehr interessant und trotz des vergleichsweise hohen Eintrittspreises von 13 € lohnend.


S.A. Jensens Vej 2, Fregatøen, 8400 Ebeltoft
+45 86 34 1099

www.fregatten-jylland.dk

Nov-Mär: 10-16 Uhr; Apr-Jun und Sep-Okt: 10-17 Uhr; Jul-Aug: 10-19 Uhr

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