Jottwede — janz weit draußen — da, wo man es nicht erwartet, im relativ dünn besiedelten Oderbruch, am östlichen Rand von Brandenburg liegt ein gut besuchtes Privattheater: das Theater am Rand. 1998 wurde es vom Akkordeonisten Tobias Morgenstern und dem Schauspieler Thomas Rühmann unweit des Oderdeichs gegründet, damals als Zimmertheater für rund 30 Zuschauer. Später spielte man dann draußen auf der Wiese und seit 2006 unter einem festen Dach im eigenen Haus. Und damit hat es auch wieder eine besondere Bewandtnis: Das Haus ist ganz aus Holz gebaut, ein Rundbau, den man an drei Seiten öffnen kann, so dass die Natur des Oderbruchs “mitspielen” kann.
Im Winter bleiben die Wände freilich geschlossen, ein dicker eiserner Holzofen in der Mitte des Zuschauerraums liefert die nötige Wärme und an der Bar am Eingang kann man Glühwein für die innere Erwärmung kaufen.
Ich war zu einem Programm mit dem zum Wetter passenden Namen Schneefrühling dort, in dem Thomas Rühmann und sein Bruder Martin Texte und Lieder von Strittmater, Gundermann und anderen vortrugen, garniert mit Geschichten aus der Kinder- und Jugendzeit der beiden Brüder, so dass es ein sehr persönlicher Mittag wurde. Im Gespräch nach der Vorstellung erzählt Thomas Rühmann, dass der Großteil der Besucher des Theaters aus dem Oderbruch kommt, nur rund zwanzig Prozent sind Berliner, die den Theaterbesuch oft mit einem Wochenendausflug ins Oderbruch verbinden.
Den Eintritt bezahlt man hier übrigens nach der Vorstellung, man gibt soviel, wie man denkt, dass einem die Vorstellung wert war.
Den Eintritt am Schluß der Veranstaltung zu kassieren, ist raffiniert und bringt bei guter Vorstellung vermutlich mehr, als man vorher zu kassieren gewagt hätte.
Es scheint eine der wenigen “Win-Win-Situationen” zu sein: Die Akteure geben sich Mühe eine gute Vorstellung zu bieten, der Zuschauer honoriert’s (hoffentlich, sonst wär’s ja keine WWS) entsprechend.
Und im Übrigen halte ich das Gebrabbel von “Win-Win-Situationen” für dummes Zeug. Meist profitiert einer doch immer mehr als der andere.
einen “Austritt” nach eigenem Ermessen gibts auch beim Artenschutztheater in Moabit
Das ist mal ein Theater in einer ganz besonderen Atmosphäre. Auch die Idee mit dem Eintritt ist wirklich originell und ich hoffe auch, dass es entsprechend honoriert wird. Kompliment und viel Erfolg dafür!
Ich komme seit Jahren dahin und fahre sehr weit (Karlsruhe). Als ich das erste Mal im Theater am Rand war, spielten sie noch im Bauernhaus von Tobias Morgenstern, der das Theater mit Thomas Rühmann gegründet hat. Die Idee “Eintritt bei Austritt” hat auch eine soziale Komponente, weil die Leute auch entsprechend ihrem Geldbeutel bezahlen können. Bisher war jeder Besuch ein Erlebnis. Unabdingbar ist dabei ein Einkauf auf dem Ziegenhof Rubin, ein Spaziergang am Deich und ein Besuch im Gasthaus Zollbrücke.