Schöne Ziffern

Schöne Ziffern, gefunden an einem Moabiter Haus aus dem West-Berliner Wiederaufbauprogramm der 1950er Jahre (Marshallplan). Gleich nebenan gibt es auch noch die Hausnummer 51: Und eine Straße weiter ist noch eine Hausnummer 6 aus der gleichen Bauperiode erhalten geblieben: Die verwendete Schrift für die 50 und 51 konnte ich bislang nicht ermitteln, ich vermute aber, …

Steak mit Planespotting

Auch rund ein Vierteljahrhundert nach der Aufhebung des Sonderstatus von West-Berlin/Westberlin haben Verwaltung und Politik der deutschen Hauptstadt es nicht geschafft, den Flugbetrieb aus der Stadt hinauszubewegen. Und so sitzt man im Norden Berlins, in Tegel, Spandau und Pankow immer noch im Fluglärm. Ganz besonders eindrucksvoll ist der Flugverkehr am Kurt-Schumacher-Platz, wo der Wedding an den Bezirk Reinickendorf grenzt: Im Drei-Minuten-Takt donnern hier die Flugzeuge kurz vor dem Erreichen der Landebahn nur rund hundert Meter über die Köpfe der Berliner hinweg. Trotz allem wird der Platz immer noch liebevoll Kutschi genannt (es scheint eine Alt-Berliner Tradition, die Platznamen zu verkürzen und auf ein niedliches i ausklingen zu lassen, wie schon tikerscherk vor geraumer Zeit beschrieben hat).

Kutschi
Kick aufs Bild macht’s größer (Copyright Apple Maps)

Obgleich der Platz immer schon vom Verkehr umtost war (ich erinnere mich noch gut an die Stahlbrücke, die ihn in den 1970er Jahren von Süden nach Norden überquerte), hält das den Berliner nicht davon ab, hier zum Einkaufen hinzufahren oder sein Vergnügen zu suchen. Ein ziemlich hässliches Einkaufszentrum („Der Clou“ – wir sind schließlich im französischen Sektor) steht direkt am Platz auf dem Dreieck zwischen Kapstraße, Kurt-Schumacher-Damm und Scharnweberstraße. Eine treffende Beschreibung dieser Perle der Einkaufskultur, der ich nichts hinzuzufügen habe, hat der Kiezneurotiker bereits geliefert.

Doreedos-Freisitz am Kutschi
Sieht idyllisch aus, aber im Rücken tobt der Autoverkehr und oben dröhnen die Flieger

Neben vielen anderen gastronomischen Betrieben, die wohl aufgrund der besonderen Lage noch nicht durch die Gentrifzierungswelle hinweggespült und durch Edeletablissements für die hippen Schnösel ersetzt wurden, liegt an diesem Platz auch das Steakhaus Doreedos, in das wir auf Empfehlung gegangen sind – ist ja auch nicht so weit weg vom heimischen Moabit. Alle Speisen bietet das Doreedos mit dem Motto „Preise wie vor 20 Jahren“ zum halben Preis (ob dauerhaft oder nur vorübergehend, bleibt unklar). Was normalerweise wegen mangelnder Akzeptanz der Speisen beim Publikum vom drohenden Ende einer gastronomischen Einrichtung kündet, scheint hier der Lage in der Einflugschneise geschuldet.

Steak mit Planespotting am Kutschi

Richtig voll war’s am späten Nachmittag mitten in der Woche nicht, aber das Restaurant war recht gut besucht, sowohl drinnen aus auch draußen auf der geräumigen Terrasse waren etliche Plätze besetzt. Im Angebot jede Menge Steaks, in der Gewichtsklasse von 160 bis 800 Gramm (letztere vermutlich für die Gewichtheber aus dem nächstgelegenen Sportstudio) und ein reichhaltiges Angebot an Beilagen von Kräuterbutter über Grilltomate und geröstete Zwiebeln bis zur Ofenkartoffel mit Kräuterquark und Pommes, auch Salate fehlen nicht. Ergänzt wird der Steakhouse-Standard um einige Speisen mit mexikanischem Hintergrund wie verschiedene Fajitas und ähnliches. Als Bier vom Fass gibt’s leider nur das labbrige Warsteiner. Mein Entrecote war in Ordnung und kam medium-rare – wie bestellt – an den Tisch, auch die Beilagen waren ordentlich – beides konnte jedoch keine Begeisterungsstürme entfachen. Angesichts des sehr moderaten Preises (unter 30 € für zwei Personen samt Getränken) und der fortwährenden Bespaßung durch Tiefflieger (wo bekommt man das sonst noch gratis und mitten in der Stadt) war es aber allemal den Ausflug wert.

Ach so: Es gibt auch noch eine dritte Ebene für den Verkehr, ganz unten fährt die U-Bahn, die ein paar Meter nördlich des Platzes den Untergrund verlässt. Aber davon hört man am Kutschi nichts.

U-Bahn-Tunnelmund am Kutschi


3birnen

Doreedos

Kurt-Schumacher-Damm 2-6, 13405 Berlin
030 40998601
www.doreedos.de

Mauerweg

Jahrzehntelang prägte die Berliner Mauer das Leben in Berlin, vor allem natürlich im eingemauerten West-Berlin. Für viele »Westdeutsche« war es schlichtweg unvorstellbar, wie man dauerhaft hier leben konnte, musste der Insulaner nach seiner Vorstellung doch alle naselang auf die Mauer treffen. Nun ist sie schon seit bald zwei Jahrzehnten gefallen und viele kennen Berlin nur …

Restaurant Stölpchensee

Einstmals war hier für die Westberliner die Welt zu Ende. In dieser Gegend bestimmten Namen wie Kohlhasenbrück, Albrechts Teerofen und Steinstücken die Geographie und überall war Grenze, weil sie hier doch so eigenartige Kapriolen schlug. Die Ausflugsgaststätte Stölpchensee ist nach dem Wasser benannt, an dem sie liegt. Zusammen mit Kleinem Wannsee, Pohlesee und Griebnitzseee ist …

Kraftwerk Oberhavel

Kraftlos und schwerbeschädigt steht das Kraftwerk Oberhavel da. Dass hier fast hundert Jahre lang unvorstellbar große Mengen Kohle in Elektrizität verwandelt wurden, davon wird man bald nichts mehr sehen können. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete man hier das „Kraftwerk Spandau“, das aber im zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und danach demontiert wurde. 1961 weihte Willy …

Zillemarkt

Geschlossen. Der Zillemarkt gehört zu den Altberliner Traditionskneipen und es gibt ihn schon seit 1973 – also ein kleine Ewigkeit. Inzwischen liegt er voll in der Touriszene rund um den Savignyplatz. Bemerkenswert sind die urige Innenausstattung und der lange Tresen, der sich fast durchs ganze Lokal zieht. Hier gibt es Berliner und deutsche Küche – …