Die hohe Warte der Doppelsparschleuse Hohenwarte
Schon Mark Twain hat die deutsche Sprache geliebt, weil sie uns in die Lage versetzt, wunderbare neue Komposita zu bilden, die mitunter ein Ding so kurz und prägnant bezeichnen, wie es kaum in einer anderen Sprache möglich ist (die Ungarn können hier allerdings auch ganz gut mithalten).
Allein schon wegen des schönen Wortes »Doppelsparschleuse« muss man dieses Bauwerk lieben, beschreibt es das bezeichnete Ding doch präzise: Eine Schleuse mit zwei Kammern, die beim Schleusen Wasser spart. Es ist ein gewaltiges Werk der Ingenieurskunst, das Teil des noch gewaltigeren Wasserstraßenkreuzes Magdeburg ist. Die Schleuse verbindet den hier nach 325 Kilometern endenden Mittellandkanal, der kurz zuvor noch über die Elbe geschwebt ist, mit dem Elbe-Havel-Kanal.
Rosinante fährt in die Schleusenkammer und hinter ihr schließt sich das Obertor
Die Schiffe überwinden mit der Schleuse einen Höhenunterschied von rund 19 Metern. Die Dimensionen der Anlage werden besonders anschaulich, wenn man sieht, wie ein Schiff in einer der gigantischen Schleusenkammern (190 m lang und 12,50 m breit und eben mehr als 19 m tief) ganz nach unten gefahren wird.
… bis sich das Untertor öffnet und Rosinante ausfahren darf
Bei normalen Schleusen wird bei jeder Schleusung der gesamte Inhalt der Schleusenkammer »verbraucht«, d.h. vom Oberwasser ans Unterwasser abgegeben. Dieser Wasserverlust, der bei Flüssen über den natürlichen Wasserzulauf ausgeglichen wird, ist bei Kanälen, die stehende Gewässer sind, unerwünscht.
Das Bild ist der Broschüre des Wasserstraßenneubauamts Magdeburg entnommen.
Darum werden die Schleusen dort oft so angelegt, dass bei einer Talschleusung der Löwenanteil des Wassers nicht ins Unterwasser abgegeben wird, sondern nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren in große, mehrstufige Sparbecken umgeleitet wird. Von dort kann es bei einer späteren Bergschleusung wieder in die Schleusenkammer abgegeben werden. Bei der Doppelsparschleuse Hohenwarthe werden auf diese Weise mit jeweils drei Sparbecken 60% des Wassers gespart. Auf der Website des Magdeburger Wasserstraßenneubauaumts – noch so ein schönes Wort! – ist eine umfangreiche Dokumentation der Schleuse als PDF“ erhältlich. Verbuddelt wurden hier übrigens 130 Mio Euro.
Leider sind Schleusen als ursprünglich öffentliche Bauwerke aus Sicherheits- und wohl auch Haftungsgründen nicht mehr so frei zugänglich, wie sie es noch vor mehreren Jahren waren: Überall wird man durch Zäune und Sperren davon abgehalten, eine Schleusung aus allernächster Nähe anzuschauen.
Hohenwarther Landstraße 15, 39291 Hohenwarthewww.wna-magdeburg.wsv.de