Frankenbier Connection

Geschlossen.

Nachdem nun auch die letzte größere Berliner Brauerei vom Oetker-Konzern geschluckt und in die Radeberger-Gruppe eingegliedert wurde, und auch andernorts die kleinen Brauereien den Betrieb einstellen, wird es schwer, dem Einheitsbier aus der Oetker-Pipeline zu entgehen. Zwar nimmt erfreulicherweise die Zahl der in Berlin neu gegründeten Mikrobrauereien, wie z.B. Marcusbräu in Mitte, Eschenbräu im Wedding und Rollberger in Neukölln, die sich dem Trend entgegenstellen, ständig zu, aber es sind vor allem die Franken, die mit immerhin noch rund 280 aktiven kleinen Brauereien Garanten für die Geschmacksvielfalt sind.

Seit November 2009 gibt es auf der Neuköllner Reuterstraße die Frankenbier Connection – einen Bierhandel, in dem man einen nicht unerheblichen Teil des fränkischen Bierangebots probieren und natürlich auch kaufen kann. Bei einer von Qype organisierten Bierverkostung konnte ich die Geschmacksvielfalt selbst erleben, es gab jeweils vier Sorten Helles, Rauchbier und Weiße. Zum Bier offerierten die Besitzer deftige Schnittchen mit fränkischen Wurstwaren, wie Schinken, Gelbwurst und Fleischwurst, selbstverständlich ebenso wie das Brot aus fränkischer Herstellung. Überhaupt, das Brot: riesige flache Laibe aus Roggenmehl mit Natursauer, äußerst schmackhaft und genau so, wie ich mir ein deftiges Brot wünsche. Abseits von Speis und Trank war der Abend überaus gelungen, denn zur Bierprobe hatte sich ein lustiges Grüppchen eingefunden, mit dem sich trefflich über das Bier und vieles andere sinnieren ließ.

Meine Lieblingsbiere an diesem Abend: Nankendorfer Schroll-Bräu (»das mit dem Lämmchen«) als Helles und Huppendorfer Hefeweizen von der Brauerei Grasser in Huppendorf. Für die Rauchbiere konnte ich mich nicht so recht erwärmen und mir schmeckte der sattsam bekannte Klassiker Schlenkerla Rauchbier (»wenn schon Rauch, dann schon richtig«) am besten.


Frankenbier Connection
Reuterstraße 59, 12047 Berlin

030 64497782
http://frankenbier-connection.de/
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13 Antworten auf „Frankenbier Connection“

  1. Es ist immer wieder herrlich, einen Teil der fränkischen Vielfalt zu genießen. Mir geht es auch so, dass ich auf das Rauchbier verzichten kann, aber es ist wirklich außergewöhnlich – und ab und zu steht es dann doch mal auf dem Tisch.
    Gruß aus dem Rheingau.

  2. Es ist soweit, bald werden die Biertrinker über die Anbaugebiete, der Sonnenhügel des Hopfens und über die unterschiedlichen Quellwasser parlieren. Weintrinker vorsicht die Biertrinker rüsten auf.

    1. Bier blumiger beschrieben als Wein.
      Da hat man sich wohl einen Texter von einer „Wein-Werbe-Agentur“ eingekauft.

  3. Da Du dich auf deiner Seite als Gourmet und nicht Gourmand geoutet hast, gehe ich mal schwer davon aus, dass Du wie bei der geplegten Wein-Degustation die frankischen Schätze in den bereitstehenden Eimer entsorgt hast.
    Oder kannst Du uns etwa auch was über den Abgang beim Nankendorfer berichten ?

  4. Gar nicht mehr Utopie, Komoranflug!
    Brauereien werben bereits seit langem mit ihrem Wasser (z.B. Karlsberg-Brauerei, Homburg/Saar) und die Herkunft des Hopfens ist bei Insidern ein Thema (Pilsener Urquell soll mit einer Hopfensorte gebraut sein, die nicht so Harn treibend ist). Mit den Weintrinkern können die Biertrinker trotzdem beim differenzierten Parlieren über die unterschiedlichen Quellen und Herkunften noch nicht mithalten. Bezeichnend fand ich allerdings schon, dass nun auch bei Biertrinkern (oder der glasproduziertenden Industrie) diskutiert wird, welches Glas zu welchem Bier das beste sei, denn Bier aus der Flasche, das schmecke angeblich gar nicht – womit das Thema wohl von den Glasproduzenten lanciert wurde.

  5. Ein schöner Bericht, gar nicht trocken, der hoffentlich dazu beiträgt, dass ein Bewusstsein für Biervielfalt in Berlin bald eine höhere Rolle spielt, als die fade Majorität des Oetker-Becks-Astra schluckens derzeit erwarten lässt.

  6. Allein der Name: „Nankendorfer Schroll Bräu“ und dann noch „ein Helles bitte“ spricht sich doch fast wie ein Gedicht. Bekommt man die Flasche kann man sich am „Widder“ kaum satt sehen.

  7. Das ist ja witzig!!! Als zugezogener Oberfranke in Moabit, hatte ich schon überlegt, ob ich nicht selbst einen Vertrieb für oberfränkische Biere einrichten soll – das kann ich mir ja jetzt sparen und mein liebstes Bier, das Huppendorfer Vollbier, in Neukölln beschaffen! :o) Toller Blog übrigens!!! Viele Grüße aus dem Stephankiez!

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