Friedhof der Märzgefallenen

Der Friedhof der Märzgefallenen ist mit Abmessungen von gerade mal 40 x 30 Meter wahrscheinlich der kleinste der Berliner Friedhöfe, aber ganz bestimmt einer der zeitgeschichtlich bedeutsamsten. Angelegt wurde er als letzte Ruhestätte für die rund 250 zivilen Opfer der Revolution vom 18. März 1848. Rund 20.000 Menschen nahmen am 22. März 1848 an einem rund vier Stunden dauernden Festzug teil, der die Särge nach der Aufbahrung der Märzgefallenen auf dem Gendarmenmarkt aus der Innenstadt zum Begräbnisplatz geleitete.

Friedhof der Märzgefallenen

Der Friedhof wurde schnell zum Symbol der deutschen Demokratiebewegung, so dass die Obrigkeit schon bald das Betreten des Friedhofs an den Jahrestagen der Märzrevolution verbot und nur wenige Jahre später den Friedhof gleich ganz planieren wollte. Trotz der Umbettung eines kleinen Teils der Toten ist es dazu jedoch nicht gekommen.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts blieb der Friedhof immer wieder Gegenstand politischer Auseinandersetzungen und sollte gar ganz in einen „normalen“ Friedhof umgewandelt werden, der keinerlei Bezug zur Märzrevolution mehr aufweisen sollte. Da verstand es sich von selbst, dass der preußische Staat alle Bemühungen zur Errichtung eines Denkmals für die Gefallenen abschlägig beschieden hat.

1918 fanden weitere Bestattungen auf dem Friedhof statt: Am 20. November wurden sieben bei der Novemberrevolution ums Leben Gekommene bestattet, am 21. Dezember folgte das Begräbnis weiterer 14 Revolutionäre und schließlich wurden am 29. Dezember rund 30 bei den Weihnachtskämpfen gefallene Zivilisten und Soldaten beerdigt. Die meisten von ihnen waren Matrosen der Volksmarinedivision, die das Berliner Stadtschloss besetzt hielten. An sie erinnert die 1960 vor dem Friedhof aufgestellte, von Hans Kies geschaffene Bronzefigur „Roter Matrose“.
Karl Liebknecht, der im November noch selbst die Trauerrede für die ersten Opfer der Novemberrevolution gehalten hatte, sollte im Januar 1919 auf Wunsch von USPD und KPD nach seiner Ermordung zusammen mit anderen Opfern der Januarkämpfe selbst auf dem Friedhof der Märzgefallenen bestattet werden. Der Magistrat verweigerte das jedoch und betrieb die Beisetzung auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde – in der hintersten Ecke des Friedhofs, die im Volksmund auch Verbrecherecke genannt wurde.

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde der Friedhof 1948 erneut umgestaltet und erhielt endlich einen zentralen Gedenkstein, dessen Rückseite die Namen der Märzgefallenen trägt und an dessen Vorderseite zu lesen ist:

Friedhof der Märzgefallenen

Viele der ursprünglichen Grabsteine sind heute nicht mehr erhalten. 1957 wurde die Friedhofsanlage um drei große Grabplatten für die Opfer der Novemberrevolution erweitert.


Ernst-Zinna-Weg, Friedrichshain, 10249 Berlinwww.stadtentwicklung.berlin.de

Bewerte diesen Beitrag
[Gesamt: 0, Durchschnitt: 0]

Eine Antwort auf „Friedhof der Märzgefallenen“

  1. Der Friedhof der Märzgefallenen verdient eine größere Wertschätzung als eine Berliner Gedenkstätte für die Revolutionsopfer von 1848/1918. Die Opfer setzten ihr Leben nicht nur für Freiheiten und demokratische Rechte in ihrer Stadt, in ihrem Land, nicht nur für die Freiheit ihre Volkes, sondern für die Freiheit aller Völker des europäischen Kontinents ein.
    Eine Abbildung des Grabdenkmals Gustav von Lenskis würde daran erinnern, daß er, auf der Barrikade Friedrich- und Taubenstraßen Ecke verwundet, Mitkämpfer aufforderte, „für die Freiheit Polens“ zu kämpfen.
    Deutsche und Polen bewaffneten sich am 19. März in der Bürgerwehr und der „Freischaar für Polen“ für weit über Berlin hinausreichende Revolutionsziele.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert